Nur wenige Kilometer jenseits der bayerischen Grenze lag eine der kleinsten deutschen Pfarrgemeinden der Diözese Budweis: Hirschau (s. Foto: restaurierte Kirche). Der dort wirkende Priester Gabriel Schneider wünschte Schwestern für den Schuldienst. Als sich der Plan, Schulschwestern aus München in Böhmen anzusiedeln, zerschlug, beschloss der unermüdliche Seelsorger, eine eigenständige Kongregation zu gründen.
Unterstützt von vielen Wohltätern kaufte er ein Grundstück neben der Kirche und begann mit dem Bau des ersten Klosters mit Schule neben der Dorfkirche. Am 15. August 1853 legten die ersten zwei Novizinnen die Profess ab und sechs Kandidatinnen empfingen das Ordenskleid. Die Zahl der Anmeldungen für Schule und Kloster stieg stark an, sodass ein größerer Bau nötig war. 1854 konnten die Schulschwestern das ehemalige Minoritenkloster im unweit gelegenen Horaschdowitz erwerben und zum Mutterhaus ausbauen. Immer mehr Filialen wurden eröffnet, u. a. in Prag. 1910 übernahmen die Schwestern ihre Tätigkeit in den USA, 1919 in der Slowakei.
1930 wurde die Kongregation in die Amerikanische, Budweiser, Marienbader und Prager Provinz geteilt. Damals zählte die Ordensgemeinschaft 862 Professschwestern und 72 Novizinnen in 117 Niederlassungen. Die deutschsprachigen Schwestern (192 Professinnen und 12 Novizinnen) wurden in der Marienbader Provinz zusammengefasst, mit 24 Niederlassungen im Sudetenland.
In der Filiale Einsiedl, die 1854 vom Stift Tepl aus gegründet worden war, befand sich das Noviziat. 1939 wurden Schulen und Pensionate der Schwestern von den nationalsozialistischen Machthabern geschlossen und Lehrschwestern aus den staatlichen Schulen entlassen.
1945 traf das Los der Vertreibung alle Deutschen, auch unsere Ordensschwestern. In amerikanischen Militärfahrzeugen bzw. Viehwaggons kamen sie nach Bayern, wo sie schließlich in Auerbach (Erzdiözese Bamberg) wieder Fuß fassen konnten. Aus der Marienbader Provinz wurde die Bayerische Provinz mit Sitz in Auerbach/Opf.
Die Gründung in dem kleinen Böhmerwalddorf Hirschau ist ein typisches Beispiel dafür, dass die Werke Gottes oft ganz unauffällig beginnen. Umso offensichtlicher ist dann, dass der Herr es ist, der alles Gute wirkt.